Geschichte der St. Stefanus Schützenbruderschaft

1556 legten Männer den Grundstein für eine nunmehr 450jährige Tradition. Sie gründen die Steves­ Junggesellenbruderschaft, die heute St.-Stefanus-­Schützenbruderschaft Schmalbroich 1556 e.V. heißt. Wer diese Männer der ersten Stunde waren, wissen wir nicht. Es gibt keinen Nachweis, mit dem sich unser Gründungsdatum belegen ließe. Und die Stif­tungsplatte von 1556 muss irgendwo im Strudel be­wegter Jahrhunderte untergegangen sein. Der Nachweis des Bestehens geht aber bis zum Jahre 1597 zurück, wie eine silberne Platte uns beweist. Es gibt also keine Geburtsurkunde für die St.-Stefa­nus-Schützen – aber dennoch hat das allein durch mündliche Überlieferung bezeugte Entstehungsjahr 1556 eine hohe Wahrscheinlichkeit.

Unsere Bruderschaft besitzt mit ihrem schmucken Silber ein kostbares Geschichts­buch. Die älteste Platte stammt aus dem Jahre 1614 – auf ihr sind die Namen aller Schützenkönige von 1603 bis 1614 eingraviert. Das Königssilber ist nur lückenhaft überliefert, die Platten zeigen Symbole aus der Berufswelt, aus Landwirtschaft und Handwerk, sie sind kostbare Zeugnisse Kempener Silberschmiedekunst.

Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts ließen das Bruderschaftsgeschehen weitgehend ruhen. Nach 1945 hat sich die Bruderschaft weiter entwickelt. Aus dem Geschehen der Jahrzehnte ragt das Jahr 1959 heraus. Es markiert einen Wendepunkt  und eine Umtaufung. Denn am 19. September 1959 verließen die Schützen unter Brudermeister Gottfried Willmen das starre Korsett einer alten Tradition, die ihnen vorschrieb, einzig und allein Junggesellen aufzunehmen: Von nun an waren auch Verheiratete willkommen. Mit der veränderten Satzung gab sich die alte Bruderschaft auch einen neuen Namen: St.-Stefanus-Schützenbruderschaft Schmalbroich 1556 . Damit fühlen sich die Schützen einem Patron, dem  hl. Stefanus verpflichtet, der ein mutiger Bekenner des Glaubens war. Seit 1993 ist die Bruderschaft ein eingetragener Verein. Das Patrozinium ist am 2. Weihnachtsfeiertag, gefeiert wir einige Tage danach mit einer heiligen Messe und anschließender Feier auf dem Schießstand .

Heute spielt die Bruderschaft im ge­sellschaftlichen Leben Schmalbroichs und Kempens eine hervorragende Rolle. Sie versteht, die Feste zu feiern, sie bringt die Menschen zusammen. Die Tage, an denen Schützenfest gefeiert wird, sind für die Bürger von nah und fern unvergessliche Erlebnisse. Alle vier Jahre wird nunmehr beim Vogelschießen im April bzw. Mai ein neues Königshaus  ermittelt, dass Schützenfest findet im gleichen Jahr  nach Fronleichnam statt.

Die Bruderschaft hat mittlerweile 230 Mitglieder, Frauen, Männer und Kinder und ist eine der größten Bruderschaften des Bezirksverbandes Kempen. Sie widmet sich seit Anfang der 60er Jahre dem Schießsport und ist dort recht erfolgreich. Das Offizierscorps mit 34 Offizieren tritt zu allen offiziellen Veranstaltungen der Bruderschaft, der Kirche und des Bezirksverbandes auf. Zum eigenen Schützenfest tritt zudem der Jägerzug in stattlicher Stärke von etwa 40 – 50 Schützen auf. In den jungen Menschen beider Gruppen steckt unsere Zukunft!

Wenn die St.-Stefanus-Schützen heute die Uniform tragen, den Degen umschnallen, dann wird nicht um Leib und Leben gekämpft – sondern mit Leib und Seele gefeiert. Längst geht es nicht mehr um die Verteidigung von Haus, Hof und Honschaft, um den Schutz der Kirche und des Glaubens – aber geblie­ben ist den Schützen der alte nachbarschaftliche Geist, der christliche Glaube und die gegenseitige Hilfe. Der Gemeinsinn hat Tradition und ist das Erbe aus über vier Jahrhunderten. Und deshalb ist es ganz gewiss wertvoll, wenn sich die Bruderschaft immer wieder rückbesinnt, um vor­wärts zu kommen. An uns und unseren Nachfolgern liegt es, die Tradition unserer Bruderschaft in dieser schnelllebigen und reizüberfluteten Zeit fortzuführen.

Georg Lange

(ehemaliger Brudermeister)